Tag 20, km 1150

Gestern auf dem Rückweg zur Station Dreki traf ich eine Rangerin des Naturparks Askja, mit der ich mich eine Weile unterhielt. Ich erzählte, das ich gerne das erst 2015 nach dem jüngsten Ausbruch entstandene Lavafeld Holuhraun besuchen würde, das jedoch nur über eine 20km lange Sandpiste zu erreichen ist – mit dem Fahrrad ein äußerst unangenehmes Unterfangen. Sie erwiderte, das die Parkranger jeden morgen dorthin fahren, und ich sollte doch in Dreki im Parkrangerhaus nachfragen, ob sie mich denn mitnehmen würden. Gesagt, getan und am nächsten Morgen stieg ich in einen weißen Landrover Defender ein und fuhr mit einer Parkrangerin zum Holuhraun. Nur der Rückweg war ungeklärt, denn die Parkrangerin fuhr erstmal nicht zurück. Ich wollte zurück trampen, den ab und zu fuhren auch hier Autos. Notfalls würde ich die 20km zurück laufen, ich wollte dieses Lavafeld unbedingt sehen.
Am Holuhraun angekommen, gab die Rangerin für die ebenfalls informierten Anwesenden (ein österreichisches Pärchen und eine deutsche Familie) eine kurze Führung über die neueste Landschaft auf Island. Wir betraten jüngste Erde, im Jahre 2015 entstanden. Unglaublich.

Das Lavafeld ist immer noch warm. Ab und zu konnte man leichte Dampsschwaden aufsteigen sehen, da es die letzten Tage immer etwas geregnet hatte. Ich konnte sie jedoch nicht mit der Kamera festhalten.

Die Hand in solch einen Riss gehalten, konnte man tatsächlich noch etwas Restwärme der Lava verspüren. Letztes Jahr, so die Rangerin, konnte man noch Wasser in solch einen Riss schütten und es sofort in der Tiefe verkochen hören.
Nach den gestrigen Erlebnisse ein weiteres einmaliges. Absolut frischgeborene Erde, gerade mal 2 Jahre alt – geologisch gesehen also gerade eben passiert. Einfach nur abgefahren.

Ich hatte Glück. Das österreichische Pärchen wollte eigentlich den Weg, die F910, mit dem Mietwagen-SUV weiter Richtung Westen fahren – die Rangerin riet jedoch davon ab, denn für diese Gebirgsstraße sei ein Jeep der etwas größeren Kategorie zu empfehlen. Die beiden konnten mich also mit zurück nach Dreki nehmen, worüber ich sehr froh war, denn ein 20km-Tagesmarsch durch tiefen Sand mußte jetzt nicht unbedingt sein. Ich konnte dann in Dreki meine Weiterfahrt fortsetzen und entschied mich, nicht denselben Weg zurückzunehmen sondern die F88 zu befahren, die ein Stück weiter westlich zurück auf die Ringstraße führte.

Lange wurde ich auf der F88 vom Herðubreið begleitet, den alles dominierenden Berg in dieser Gegend.

Inmitten dieser Vulkanlandschaft ohne eine Spur von Vegetation dann das hier:

Von den Einheimischen wird dieses Fleckchen aus verständlichen Grunde auch „Oase“ genannt. Nach Tagen in Schwarz, grau, weiß und braun jetzt dieses Grün: herrlich! Automatisch ging ich bedächtig über den Boden, ohne einer Pflanze auch nur einen Halm zu krümmen.

Alsbald folgte in diesem grünen Paradies auch ein Zeltplatz, mitten im nirgendwo, auf dem ich mich gerne niederließ.

Leider wurde dieses idylische, ruhige Plätzchen am späten Nachmittag von den isländischen Flodders heimgesucht. Sehr schade. Vorerst mein letzter Zeltplatzbesuch – ich brauche meine Ruhe.

Übersichtskarte

 

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