Tag 17, km 1037

Am Morgen beim Zeltabbau eine böse Überraschung – ein leises „pling“ verrät, das eine Zeltstange (nach 20 Jahren) keine Lust mehr hat, das zu tun, was sie soll. Mein erster Gedanke: ein Super-GAU!! Nach Betrachtung der Zeltstange jedoch war klar, das ich mittels einer einfachen Eisensäge diese reparieren könnte. Leider habe ich meine Eisensäge zu Hause im Küchenschrank liegen lassen – oder liegt sie am Fernseher?
Irgendwas vergißt man doch immer.
Ich dachte mir jedoch, das ich vielleicht in der nächsten Siedlung bei einem ansässigen Bauern fündig werden würde. So war es dann auch – ich traf einen jungen Mann, der so aussah, als könnte er eine Eisensäge besitzen und er tat es. Flink war meine Zeltstange repariert, jetzt einen Zentimeter kürzer, aber das soll nicht weiter interessieren. Ich war wirklich sehr froh, das ich diesen Materialschaden schnell beseitigen konnte – denn was hätte ich ohne Zelt gemacht?

Leider kein besseres Wetter heute. Und die Schotterpiste auch noch steil.

Sehr spärliche Vegetation.

Ist doch schön hier…oder etwa nicht??

Ja, ist es. Diese karge Landschaft, auch bei diesem Wetter, hat etwas sehr schönes. Für mich zumindest.

Dann kam ich am Abzweig der F905 vorbei. Das „F“ vor einer Straßennummer bedeutet „Fjallvegur“, übersetzt „Gebirgsstraße“. Diese Straßen sind nicht für PKW zugelassen und nur mit einem 4×4-Fahrzeug zu befahren. Und für Fahrräder? Hm…
Auf der Fähre traf ich Andreas, seines Zeichens Ozeanologe und seit 5 Jahren auf Island zu Hause. Als Feierabendprojekt hat er mit einigen Mitwirkenden eine Island-Fahrradkarte herausgebracht, und als Fahrradfahrer wußte Andreas viel über die „F“-Straßen Islands zu sagen. Die F905 ist vor allem im oberen Teil sehr schwierig, da sie dort eine reine Sandpiste ist, und ich wohl mit meinen 1,75er Reifen untergehen würde. Allerdings führt die F905 zum Askja, einem Vulkan.

Ich konnte an diesem Abzweig nicht vorbeifahren, ich wollte unbedingt zum Askja.

Allerdings bedeutete das, das ich für mindestens fünf Tage Nahrung brauchte. In der letzten Siedlung weit und breit, in Mödrudalur, konnte ich meinen Bestand wenigstens um 2 Liter Milch, einem Fertigessen der Premium-Marke „Knorr“ und um ein paar Schoko-Riegel ergänzen.

Und dann ab auf die Gebirgspiste. Die erste Furt ließ nicht lange auf sich warten.  Die Tiefe von 40cm eher nicht das Problem – die groben Steine im Flußbett auch nicht, denn bei einer Außentemperatur von 7 Grad und einer Wassertemperatur von vielleicht 4 Grad spürt man die Füße im Wasser sowieso nicht mehr.

…und die nächste. Egal – die Füße waren sowieso schon tiefgefroren.

Direkt nach dieser Furt war dann genug für heute. Obenrum nass vom Regen, die Füße eingelegt in Gletscherfluß-Eiswasser, schlug ich mein Zelt auf. Erstaunlicherweise mit guter Laune, denn ich war voller Hoffnung, das sich das Wetter bald besserte. Außerdem hatte mir das abenteuerliche Durchqueren der Furten tatsächlich Spaß gemacht.

Hier der Protagonist am 3. Tag seiner Islandreise.

Übersichtskarte

 

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